Einfaches Einstellen des Azimut an Tapedecks

Meine Beschreibung zum einstellen des Azimut an einem Tapedeck besteht aus zwei Teilen:

  1. Erstellen einer Testkassette
  2. Das Einstellen selbst

Zum Erstellen einer Testkassette wird benötigt:

  • Ein gut eingestelltes Tapedeck das möglichst viel Kassetten verschiedener Quellen wiedergibt
  • Eine gut erhaltene Kassette
  • Ein PC / Laptop
  • Eine gute Soundkarte - es ist kein Spitzenmodell notwendig
  • Einen Software-Signalgenerator

Zum Einstellen des Azimutes:

  • Eine Testkassette - auch selbst erstellt
  • Ein PC / Laptop
  • Eine gute Soundkarte - es ist kein Spitzenmodell notwendig
  • Ein Software-Oszilloskop

Mir ist bewusst, dass der erste Teil - das Erstellen einer Testkassette - sehr umstritten ist. Viele sind der Ansicht, man sollte die Einstellung nur mit originalen Testkassetten vornehmen. Aber genau da liegt das Problem! Woher bekommt man ein originale Testkassette?

Ich selbst habe eins über die Bucht erstanden, um dann feststellen zu müssen: es leiert. Die originalen Testkassetten der Hersteller sind meist auch nicht mehr verfügbar oder sind gealtert. Und viele Testbänder wurden zwar auf Decks namhafter Hersteller aufgenommen, das garantiert aber auch keine Originalqualität.

Ich selbst habe ein Dual C 846 Tapedeck, auf dem sowohl Kaufkassetten als auch Bänder von Anderen gut wiedergibt. Diese Tapedeck habe ich als meine persönliche Referenz auserkoren und ich möchte, dass meine anderen Geräte seine Bänder ebenfalls so gut wie möglich widergeben.

Es werden immer wieder Stimmen laut, das verwenden von selbst erstellen Testkassetten wäre ungenau. Stimmt - aber kommt lassen wir die Kirche im Dorf: viele Tapedecks sind im fast 40 Jahre alt und stammen aus den 70ern, 80er oder 90ern und sind entsprechend galtert. Auch die Mechanik einer Kassette strotzt nicht vor Präzision im µ Bereich.

Bekommst Du eine originale und gute Testkassette nimm diese - wenn nicht wäge ab ob der von mir Beschriebene Weg nicht eine Alternative ist. Voraussetzung ist allerdings, dass zu Zugriff auf ein gutes Tapedeck als Referenz hast.

Erstellen einer Testkassette

Beim Erstellen einer Testkassette sollte darauf geachtet werden, dass die Aufzeichnung ohne Dolby, HighCom, MPX und anderer Filter erfolgen soll. Auch sollte der Tonkopf und die Andrucksrolle des Tapedecks sauber und eventuell entmagnetisiert sein. Für die verwendete Kassette gilt: Je besser die Kassette umso besser das Ergebnis.

Auf die Kassette wird mittels des Software-Signalgenerators folgende Sinus-Signale aufgezeichnet:

Frequenz Pegel
1 kHz -20 dB
8 kHz -20 dB
9 kHz -20 dB
10 kHz -20 dB
12,5 kHz -20 dB

Da man für das einstellen doch einiges an Zeit benötigt, empfehle ich jedes Signal für 5 Minuten aufzuzeichnen.

Um die Testkassette zu überprüfen sollte diese zunächst auf dem Kassettendeck wiedergegeben werden auf dem sie aufgezeichnet wurde. Dabei ist darauf zu achten, dass beide Pegel wieder gleich bei -20 dB wiedergegeben werden. Ein bisschen Schwund ist OK, aber zu viel darf es nicht sein!

Einstellen des Azimut mit Hilfe eines Software-Oszilloskops

Ursprünglich wollte ich mir ein günstiges Zweikanal-Oszilloskop kaufen. Mein Kollege hat mich jedoch davon überzeugt es mit einem Software-Oszilloskop zu versuchen. Die Softwarelösung hat klare Vorteile:

  • Großer Bildschirm
  • Kostengünstig / Kostenlos
  • Kein Tastkopf notwendig
  • Abtastrate von 44.1 kHz und 16Bit
  • 2-Kanal Signalgenerator, für Sinus, Dreieck, Sägezahn Signale und Rauschen

Ich verwende hier die Software Scope V1.47 von Christian Zeitnitz, welche für private Zwecke kostenlos ist und sehr gute Dienste leistet.

Grundeinstellung

Zunächst wird - ohne Dolby, Filter oder Ähnlichem - das 1 kHz Signal wiedergegeben. Der Tonkopf wird dann grob so eingestellt, dass beide eingebaute Pegelanzeigen ihren Maximalausschlag haben. Die beiden Pegel sollten dabei möglichst gleich sein.

Feineinstellung

Nun kommt das Software-Oszilloskop zum Einsatz. Die Ausgänge des Tapedecks werden mit den beiden Eingängen der Soundkarte verbunden. Mit dem Mixer des Betriebssystems wird der Line-Eingang der Soundkarte ausgewählt und anschließend die Oszilloskop-Software gestartet.

Hier wird nun der Reiter X-Y Graph geöffnet. Auf diesem Graph sollte im absoluten Idealfall eine diagonale Linie von unten links nach oben rechts im 45 Grad Winkel verlaufen.

Diesen Idealfall werden wir jedoch niemals erreichen! Aber wir streben ihn an.

Beginnend mit dem 1 kHz Signal stellen wir den Tonkopf so ein, dass wir der idealen Linie so nahe wie möglich kommen.

Dies wiederholen wir für alle Frequenzen die wir aufgezeichnet haben. Mit steigender Frequenz wird aus dem Balken immer mehr eine Ellipse, welche zudem anfangen wird zu pumpen. Dies ist durchaus normal! Justiere den Tonkopf so, dass er über alle Frequenzen hinweg die Ellipse so schmal wie möglich ist. Dies gelingt vielleicht nicht auf Anhieb und muss eventuell weiderholt werden.

Wie gesagt: den Idealfall werden wir nicht erreichen und bei den hohen Frequenzen wird es eine pumpende Ellipse bleiben. Das Ergebnis kann dann aber mit einer normalen Musikaufnahme beurteilt werden.

Ich selbst war sehr überrascht, welch gutes Ergebnis ich bereits nach einem Durchgang erhalten habe. Der Unterschied zum Einstellen nach Gehör war wirklich gewaltig!